Eine der ältesten Burgen Sachsens erwartet Sie. Eine einst uneinnehmbare Festung mit Bergfried und einem weiten Blick über die Freiberger Mulde. In Leisnig bei Grimma steht seit fast 1000 Jahren die Burg Mildenstein. Wir besuchen Ritter, Mägde und Folterknechte.
Hoch auf einem Felssporn aus Porphyr steht sie. Seit eintausend Jahren erhebt sich die später zum Schloss umgebaute Burg Mildenstein über der Freiberger Mulde. Wie eine Wand muss sie Angreifern erschienen sein, wie sie mit steinernen dicken Mauern den Fels in exponierter Lage in Richtung Himmel verlängert. Dass Burg Mildenstein nahezu uneinnehmbar war, hat sicherlich auch dazu beigetragen, dass sie heute noch so gut erhalten ist. Die Schlosskapelle und der wuchtige zentrale Bergfried sind tatsächlich aus dem 12. Jahrhundert. Burg Muldenstein gehört zu den besterhaltenen und ältesten Burgen Sachsens. Dafür nehmen wir gerne eine womöglich etwas längere Anreise mit dem Reisebus in Kauf. Selbst wenn die schwere Einnehmbarkeit der Burg bis heute nachwirkt – einen Busparkplatz auf Höhe der Burg werden Sie leider nicht finden. Am Schlosspark selbst und auch am Leisniger Marktplatz gibt es zwar offizielle Parkplätze, aber beide sind nicht sonderlich groß. Am besten ist bei unserem heutigen Ausflug, wenn Sie sich am Marktplatz oder an der Stadtkirche St. Matthäi rauswerfen lassen – von dort ist es nicht mehr weit zur Burg Mildenstein. Und falls Sie die Festung von dort aus erobern wollen, wo sich die Freiberger Mulde durch die Ebene schlängelt, dann können Sie hinterher umso stolzer auf den gelungenen Aufstieg sein!
Der Bergfried von Burg Mildenstein
Der zentrale runde Bergfried mit seinen 32 Metern Höhe und 14 Metern Durchmessern ist der auffälligste Gebäudeteil des Ensembles. Bergfriede waren im Mittelalter einzelne freistehende oder in die Außenmauern integrierte Schutz- und Wehrtürme. In ihnen war man am besten geschützt; vier Meter dick sind die Gemäuer im unteren Bereich. Es bestand keine Verbindung zu anderen Abschnitten der Burg und selbst der Eingang hatte es lange Zeit in sich: Er lag 13 Meter hoch über dem Innenhof. Wer hier hinein wollte, musste schon von innen hereingelassen werden. Mit Wurf- und Strickleitern konnte Einlass gewährt werden. Andernfalls brauchte es lange Leitern von außen. Im unteren Drittel der in Sachsen übrigens immer rund gebauten Bergfriede war ein Hohlraum. Dort gab es nur eine einzelne, ins darüber liegende Innere führenden Luke. Ob hier Gefangene eingesperrt wurden? Oder Schätze gehortet? Oder Waffen zur Verteidigung deponiert? Bei einer Burgführung werden Sie es erfahren.
Blick von Burg Mildenstein über die Freiberger Mulde
Wenn Sie sich bereits zu Fuß zur Burg Mildenstein empor gekämpft haben, betrachten Sie das als Pflicht. Die Kür kommt nun: Der Bergfried ist begehbar – wie eh und je über eine hölzerne Innenkonstruktion. Anstelle des Hocheingangs gibt es heutzutage aber auch eine ebenerdige Tür. Dennoch ist der Aufstieg nicht barrierefrei und beansprucht ein wenig Kondition. Belohnt werden Sie mit einem tollen Ausblick über Leisnig. Im Tal fließt die von Brücken überspannte Freiberger Mulde. Sie mögen sich sicherlich fragen, wie es dem Türmer ergangen sein mag, der sich vor Jahrhunderten hier aufgehalten hat. Hat er auf die Wachablösung gehofft, hat er sich ein wärmendes Feuerchen machen dürfen und was mag er empfunden haben, wenn er tatsächlich Feinde im Anmarsch erspähte? Die Burg Mildenstein bietet viel Anlass, um sich in vergangene Zeiten zu träumen. Gerade weil noch so vieles erhalten ist, macht es Freude, sich vorzustellen, um die nächste Ecke käme ein Ritter in schwerer Rüstung oder die Magd brächte einem herzhafte Speisen vorbei. Vielleicht haben wir da eine Idee für Sie!
Tafeln wie im Mittelalter auf Burg Mildenstein
Da wir es gerade von Mägden und Rittern hatten: Es gibt sie tatsächlich zu bestaunen, die schweren Ritterrüstungen auf der Burg Mildenstein. Bei einer Führung durch die Säle, Kellergewölbe und Gemächer entdecken Sie sie ganz bestimmt. Spannend ist auch, dass es die Möglichkeit gibt, sich von historisch authentisch gekleideten Mägden und Köchinnen in die Schlossküche führen zu lassen. Hier besteht nach Voranmeldungen für Gruppen nicht nur die Möglichkeit, eine Schlossführung mit einem Glas Wein zu beschließen. Sie dauert zwei Stunden, wird ganzjährig angeboten und kostet für Gruppen ab 15 Personen jeweils 18 €. Noch deutlich tiefer im Lederbeutel nach Silberbatzen greifen müssen Sie für das volle Programm. Sie können in der alten Schlossküche unter Anleitung ein mittelalterliches Dreigangmenü zubereiten und verspeisen. Dazu wird dann Honigmet von schlosseigenen Bienen gereicht. Die viereinhalbstündige Zeitreise schlägt mit 62 € zu Buche. Der Vollständigkeit halber sei auch Variante drei genannt: zweieinhalb Stunden inklusive Führung und Süppchen kosten 29 €. Es sollte also für jeden etwas dabei sein. Wichtig ist nur, dass Sie sich ausreichend lange vor Ihrer Busreise mit der Burg Mildenstein in Verbindung setzen. Dann steht der Mittelalteratmosphäre nichts mehr im Wege.
Die Geheimnisse von Burg Mildenstein
Zum Abschluss verraten wir Ihnen noch drei Geheimnisse zur Burg Mildenstein. Es gibt ein Modell, auf dem Sie sich in die Architektur der zum Schloss umgebauten Burg vertiefen können. Die Hauptburg, die Innenhöfe, die Kapelle und der Burgfried bilden ein gewachsenes und zugleich harmonisches Ensemble. Und es strahlt auch im Modell die Uneinnehmbarkeit und Macht aus, welche die Burg Mildenstein über Jahrhunderte verkörpert hat. Außerdem gibt es einen Ausstellungsteil mit dem tollen Titel Gefangen-Gefoltert-Gerichtet. Markant und prägnant wird hier in einer Schlagzeile verpackt, was eigentlich Barbarei war. Oder würde sich heutzutage jemand ein echtes Foltergefängnis anschauen wollen? Der Firnis der Geschichte hat sich über solche Grausamkeiten gelegt – entscheiden Sie selbst, wie sehr Sie sich damit befassen wollen. Wer es gerne entspannter und kurzweiliger mag, dem empfehlen wir als Letztes einen Aufenthalt im durchaus großen Park am Burgberg. Ende des 18. Jahrhunderts wurde er angelegt. Ein Tunnel wurde in den Fels geschlagen und es gibt eine bewusst gestaltete Ruinenlandschaft – es war üblich, sich mit morbidem Charme stets die Endlichkeit vor Augen zu führen. Zum Ende kommt hiermit auch unser heutiger Ausflug mit dem Reisebus nach Burg Mildenstein. Der Buskompass freut sich, wenn Sie bald mal wieder für eine Tourempfehlung bei uns reinschauen.
Hinweise
Burg Mildenstein liegt auf einem Sporn nördlich der Altstadt von Leisnig. Die Adresse lautet Burglehn 6 in 04703 Leisnig. Für Informationen zur Burg, zu den Führungen und für die Planung einer Spezialführung (mit Wein, Suppe oder Dreigangmenü) rufen Sie unter der Telefonnummer 034321-62560 durch oder schreiben Sie eine E-Mail an mildenstein@schloesserland-sachsen.de
Ab 15 Personen zahlen Sie 8 € Eintritt (ermäßigte Personen 7 €) und die Führungsgebühr in Höhe von 30 € entfällt. Burg Mildenstein hat von Anfang April bis Ende Oktober täglich außer montags geöffnet. Unter der Woche von 10.00 Uhr bis 17.00 Uhr, an den Wochenenden und an Feiertagen von 10.00 Uhr bis 18.00 Uhr.
Auf Burg Mildenstein gibt es außerdem das Stiefelmuseum. Hier wird der größte Stiefel der Welt ausgestellt; der Buskompass hat darüber berichtet.
Lesenswert und Sehenswert
Mittelalterliche Kochbücher, Architekturführer zum Thema Burgen und Schlösser oder sie schauen Ronja Räubertochter – da wird schließlich auch auf einer echten Burg herumgetobt und außerdem ist es einfach ein toller Film!