Kennen Sie Kupferschiefer? Wissen Sie, was Schlacke ist? Die Kupferstadt Hettstedt präsentiert in einem barocken herrschaftlichen Schloss der Familie Humboldt die Geschichte der Kupfergewinnung. Und Sie können den Nachbau einer 200 Jahre alten Dampfmaschine in Aktion erleben – wenn das nicht eine Reise ins Mansfelder Land wert ist!
Es war das Jahr 1785, als nach dem Vorbild des Dampfmaschinenperfektionierers James Watt (1736-1819) auch im Mansfelder Land Geschichte geschrieben wurde. Eine Dampfmaschine dieser effizienten Bauart wurde genutzt, um aus den Stollen des Bergwerks in Hettstedt das Wasser abzupumpen. Auf diese Weise konnte die Geschichte des erfolgreichen Bergbaus in der Region fortgeschrieben werden. Kupfer und Silber wurden aus den Bergen geraubt, der Fortschritt hatte unaufhaltsam Einzug gehalten. Die Industrialisierung war in vollem Gange; so wurde beispielsweise die bei der Verhüttung anfallende Schlacke genutzt, um Pflastersteine zu pressen. Nicht ganz unwichtig, bedenkt man die vielen Fuhrwerke, die kreuz und quer Kohle und Kupferschiefer durch die Gegend transportiert haben; da brauchte es feste Straßen. Die Eisenbahn sollte in Hettstedt erst mit einem sehenswerten und geschichtsträchtigen Eisenbahnviadukt im Jahr 1914 richtig von sich reden machen – auch ein vom Buskompass empfohlenes Ausflugsziel.
Die Kupferstadt Hettstedt und die Familie von Humboldt
Doch wir wollen heute ein Museum besuchen, welches sich der Geschichte der Kupferstadt Hettstedt, der Geschichte des Kupfer- und Silberbergbaus im Mansfelder Land und der Familie von Wilhelm von Humboldt (1767-1835) widmet. Um den beflissenen preußischen Staatsdiener und Bruder des weltentdeckenden Naturforschers Alexander von Humboldt (1769-1859) geht es deshalb, weil er seine Frau Caroline (geborene Dacheröden) eben auf diesem Schloss kennengelernt hat. In ihren ersten Ehejahren verbrachten die Humboldts hier ihre Sommer. Die spätere Caroline von Humboldt (1766-1829) sollte das Schloss erben, das im Jahr 1720 im barocken Stil erbaut wurde. Eine repräsentative hölzerne geschwungene Treppe gehört noch heute zu den Schmuckstücken des Hauses. Auch dass das Humboldt-Schloss eingebettet in einen Park liegt, macht einen Großteil der Atmosphäre aus. Auch wenn das vielleicht ein wenig verschleiert, dass man sich auch hier einst mitten in der Bergbauregion Mansfelder Land befand. Es gab Gruben, Stollen, Bergarbeiter, Schlote, Lärm und Dreck. Denn natürlich war die Gewinnung des Kupferschiefers eine schweißtreibende und dreckige Arbeit.
Die Kupferstadt Hettstedt und die Kupfergewinnung im Wandel der Zeit
Lange bevor das heutige Mansfeld-Museum herrschaftliches Humboldt-Schloss war, war es auch schon Rittergut. Seine Geschichte geht bis in das 13. Jahrhundert zurück. Von der Wasserburg im gotischen Stil ist allerdings nichts übrig geblieben; sie wurde im 16. Jahrhundert endgültig geschliffen. Die Bergbaugeschichte der Region reicht gut 800 Jahre zurück. Und auch wenn es im 17. Jahrhundert eine tiefe Krise gab – andernorts konnte mit weniger Aufwand abgebaut werden – so ging es doch mit den Möglichkeiten der Industrialisierung wieder steil aufwärts für die Region. Sie wurde zu einem richtigen Revier. Die Metallverarbeitung vor allem in der Neuzeit führte den Abbau und die Verhüttung erfolgreich in eine neue Zeit. Noch heute ist die Region wichtig für die Verarbeitung von sogenannten NE-Metallen; das bedeutet in der Fachsprache alles, was nicht Eisen ist. Was einst als Mansfelder Kupfer und Messing GmbH begann und Anfang des 20. Jahrhunderts mit einem Drahtwalzwerk und einem Umkehrwalzwerk Form annahm, wurde zur Mitte des vergangenen Jahrhunderts zu DDR Zeiten Volkseigener Betrieb und Kombinat. Noch heute arbeitet die historische, über 100 Jahre alte Umkehrwalze im kupferproduzierenden Werk der Stadt und stellt dort die weltweit größten Kupferbleche her; bis zu 4 Meter Breite erreichen sie. Die internationale Vernetzung ist enorm und die Produktpalette ist faszinierend. Darüber können Sie einiges beim Rundgang durch das Mansfeld-Museum erfahren. So wird das Kupfer von heute für Windkraftanlagen, U-Boote und Gebäudeverkleidungen verwendet. Eine besondere Geschichte, welche die Arbeitenden bis heute mit Stolz erfüllt, ist, dass die Gedenktafeln zum Gedenken der Opfer vom New Yorker World Trade Center am Ground Zero aus Hettstedt kommen. Dass es dazu überhaupt kam, war eine knappe Sache: Zwar pumpte die Treuhand nach der Wende 100 Millionen Mark in den Betrieb, dennoch gingen in der Region tausende Arbeitsplätze verloren, die sich zuvor mit Kupfergewinnung und Kupferverarbeitung befasst hatten. Heute ist natürlich längst alles globalisiert und wir wollen Sie hier nicht langweilen mit den Aufkäufen, internationalen Verflechtungen und Eigentumsverhältnissen in der Metallindustrie in Hettstedt. Wir sind mit dem Reisebus hier, um Geschichte zu begreifen, am authentischen Ort. Und im Museum.
Das Mansfelder Land und die Kupferstadt Hettstedt bilden eine Einheit
Das Mansfeld-Museum hat übrigens donnerstags und freitags von 11.00 Uhr bis 17.00 Uhr geöffnet, an Wochenenden von 13.00 Uhr bis 17.00 Uhr (allerdings nicht am ersten Wochenende eines jeden Monats). Wenn Sie die Dampfmaschine in Betrieb erleben möchten, dann melden Sie sich bitte im Vorfeld als Gruppe an; dann werden statt den sonst üblichen 3 € Eintritt 4 € erhoben. Das Erlebnis und die Ausführungen sind es aber in jedem Fall wert. Auch wenn die Maschine ein Nachbau ist, ist es faszinierend, sich vorzustellen, dass solche Konstruktionen schon vor über 200 Jahren gebaut wurden. Die Dampfmaschinenvorführung ist im Übrigen barrierefrei erlebbar, die Hauptausstellung im Humboldt-Schloss ist es allerdings nicht. Dafür können Sie aber vielleicht in der Landschaft im Mansfelder Land einen Abraumberg des Kupferschieferabbaus erleben. Den gibt es noch heute und er ist eine prägende pyramidenförmige Landmarke in der Region im östlichen Sachsen-Anhalt am Ostende des Harzes.
Hinweise
Das Mansfeld-Museum im Humboldt-Schloss in Hettstedt hat die Adresse: Schloßstr. 7 in 06333 Hettstedt und es liegt im südlichen Stadtteil Burgörner-Altorf.
Für Gruppenführungen wenden Sie sich bitte telefonisch an die Rufnummer 03476-200753 oder schreiben eine E-Mail an museum@hettstedt.de.
Im Mansfeld-Museum finden jährlich Mineral- und Fossilienbörsen statt. Fossilienfunde im Kupferschiefer sind nämlich nicht selten! Erkundigen Sie sich am besten telefonisch nach den aktuellen Terminen.
Einen Parkplatz für den Reisebus finden Sie ebenfalls an der Schloßstraße.
Lesenswert
Bücher und Broschüren zur Geschichte von 800 Jahren Kupfergewinnung im Mansfelder Land sind leider vergriffen und nur antiquarisch zu bekommen.