Wieso heißt ein Feuerwehrauto Panther? Wohin ist der Glaspalast verschwunden? Was machen Elefanten und Rhinozerosse im Flugzeug? Geschichten rund um den Flughafen Halle Leipzig erfahren Sie bei einer Bustour über das Rollfeld.
Der Ablauf ist den meisten vertraut: Anreise zum Flughafen, Gepäckaufgabe, Einchecken, der Weg über die Gangway zum Flieger. Danach folgen die Sicherheitsanweisungen an Bord und das Flugzeug rollt bedächtig über das Rollfeld bis zu seiner Ausgangsposition auf der Startbahn. Warten auf die Freigabe vom Flughafentower und dann gibt es vollen Schub. Der eiserne Vogel der Lüfte beschleunigt und hebt bald darauf ab. Ganz klein wird die Welt unter einem und dann gleitet man bereits über dem Horizont, durchstößt die Wolkendecke und es stellt sich das erste Urlaubsgefühl ein. Für Geschäftsreisende ist auch das alles nur noch bloße Routine. Trotz fortschreitendem Klimawandel, das Fliegen begleitet uns in unserem Alltag. Und es bleibt ja auch ein Wunder, wie sich die Tonnen von Stahl in die Lüfte erheben und uns in nur wenigen Stunden mitunter ans andere Ende der Welt befördern. Wir wagen heute bei unserem Ausflug mit dem Reisebus einen Blick hinter die Kulissen des Flughafens Halle Leipzig. Frachtflugzeuge, Start- und Landebahnen, Flughafenfeuerwehr und Terminalhallen bei Nacht – das alles erwartet uns bei unserem Ausflug, für den wir sogar den eigenen Reisebus benutzen können!
Der Flughafen Halle Leipzig – im Fadenkreuz des weltweiten Handels
Der Flughafen Halle Leipzig wurde im April 1927 eröffnet. Heute ist er nach Frankfurt am Main der zweitgrößte Frachtflughafen Deutschlands und er befördert um die 1,5 Millionen Passagiere pro Jahr. Er ist auf bis zu 4,5 Millionen Passagiere ausgelegt, hat Privat-, Fracht- und teilweise militärisch genutzte Terminals und dehnt sich mit seinen Start- und Landebahnen über eine Fläche von 1400 Hektar aus. Er gießt sich gleichsam in die Landschaft, an die Landesgrenze zwischen Sachsen und Sachsen-Anhalt. Leipzig und Halle liegen jeweils nur wenige Kilometer entfernt. Schkeuditzer Flughafen heißt er schon lange nicht mehr; schon beim Errichten einer 400 Meter langen Start- und Landebahn im Jahr 1928 wurde er umbenannt. Er liegt verkehrstechnisch günstig in der Nähe der A14, die von Magdeburg in Richtung Dresden führt, und der A9, die München mit Berlin verbindet. Das sogenannte Schkeuditzer Kreuz ist tatsächlich das älteste Autobahnkreuz Europas. Ein Verkehrsknotenpunkt also schon immer – die über 1000 Jahre alte Handelsrouten Via Regia und Via Imperii kreuzten sich hier, wo nun in der Neuzeit große Logistik- und Lieferfirmen die Welt mit globalen Gütern vernetzen.
Der Flughafen Halle Leipzig und seine Bedeutung früher und heute
Der Aufstieg des Flughafen Halle Leipzig, so werden Sie es auch bei der Führung (wahlweise im eigenen Reisebus oder im gestellten Flughafenbus) erfahren, war unaufhaltsam. Schon in den dreißiger Jahren war ein architektonisch faszinierender Glaspalast als Restaurantgebäude eröffnet worden und erfreute sich bei der Bevölkerung großer Beliebtheit. Leider wurde er bei Bombardements im Jahr 1944 zerstört. Auch ein Flughafen kann von Flugzeugen zerstört werden. Von Menschenhand wurde er dann wieder aufgebaut. Ein Teil der heutigen Flugterminals A stammt noch aus dem Jahr 1968. Zu dieser Zeit diente der Flughafen Halle Leipzig als Messeflughafen und ansonsten ganzjährig fast ausschließlich als Autobahnraststätte. Ein raffinierter Entwurf hatte diese doppelte Nutzung ermöglicht. Der große Passagierverkehr wurde eigentlich erst nach der Wiedervereinigung Deutschlands Wirklichkeit. Im Jahr 1992 wurden eine Million Fluggäste befördert. Bald darauf ging man von bis zu 3 Millionen Passagieren im Jahr 2000 aus – eine Erwartung, die weit verfehlt wurde. Auch das heutige Zentralterminal, das für eine Milliarde Euro zusammen mit dem Flughafenfernbahnhof umgesetzt wurde, ist überdimensioniert geplant. Es bietet Kapazität für 4,5 Millionen Beförderungen pro Jahr, sogar an einen möglichen weiteren Ausbau für bis zu sieben Millionen Passagiere wurde gedacht. Die Wirklichkeit pendelte sich bei etwa 1,5 Millionen Menschen ein, die von hier aus zwar nicht um die ganze Welt jetten, aber doch auf die Kanaren oder auf die Balearen, in die Mittelmeeranrainerstaaten oder per Direktflug in europäische Hauptstädte wie London oder Paris. Auch nach Düsseldorf und Frankfurt am Main können Sie von hier aus fliegen, aber sowohl finanziell wie in absoluten Flugbewegen ist der Flughafen Halle Leipzig ein Frachtflughafen von überragender und auch internationaler Bedeutung.
Führung mit dem Reisebus am Flughafen Halle Leipzig
Das wirklich spektakuläre an unserem Besuch mit dem Reisebus am Flughafen Halle Leipzig ist, dass wir den Reisebus nicht irgendwo abstellen müssen, sondern dass es tatsächlich möglich ist, mit ihm über das Rollfeld zu fahren. Der Führer der Reisegruppe wird allerdings dabei vom Airport gestellt. Nicht, dass der Reisebusfahrer noch auf falsche Gedanken kommt und auf dem Rollfeld Flugzeug spielen möchte. Ein Flughafen bleibt ein Hochrisikobereich und es gelten allerhöchste Sicherheitsvorkehrungen. Gerade das macht ja einen Besuch hinter den Kulissen so faszinierend und spannend. Sie besuchen das Frachtflugzeugterminal, das Vorfeld mit seiner Passagierabfertigung und den Gangways, das Rollfeld selbst und die Flughafenfeuerwehr. Dabei gleiten Sie an Boeings und Airbussen vorbei. Wer einmal eine Boeing 777 oder einen Airbus A350 aus nächster Nähe gesehen hat, ist beeindruckt. Es fühlt sich anders an als lediglich beim Einchecken über eine sichtabgeschirmte Rampe an Bord zu gehen.
Die Abendtour am Flughafen Halle Leipzig
Wir möchten Ihnen unbedingt empfehlen, eine Tour am Abend zu buchen, auch wenn diese mit 27 € pro Person deutlich teurer ausfällt als die Tagestour mit 12€. Die Preise gelten für den eigenen Reisebus. Buchen Sie einen vom Flughafen Halle Leipzig gestellten Bus werden 35 € für die Abendtour bzw. 16€ für die Tagestour angesetzt. Im Dunkeln ist aber nicht nur alles viel faszinierender wegen der zahlreichen Beleuchtungen und blinkenden Lichter an Fahrzeugen und Gebäuden; die nächtliche Fahrt geht auch gut eine Stunde länger (3,5 h statt 2,5 h) und es gibt zwischendurch Snacks im Angebot – das ist doch dann schon fast wie im Flieger!
Die Flughafenfeuerwehr am Flughafen Halle Leipzig
Ein absoluter Höhepunkt unseres Besuches zwischen Rollfeldern, Transportbändern, Warnwesten, blinkenden Signalen und Flugzeugen ist zweifelsohne das Kennenlernen der Flughafenfeuerwehr. Zwar besteht der Großteil ihrer 6000 Einsätze im Jahr lediglich aus der Begleitung von Menschen mit körperlichen Beeinträchtigungen bei Check-in und Transit, aber doch kann jederzeit der Ernstfall eintreten. Für diesen zeigt sich die Feuerwehr des Flughafens Halle Leipzig bestens gerüstet. In wenigen Sekunden sind die Feuerwehrleute in ihren Schutzanzügen bereit, in drei Minuten an jedem möglichen Einsatzort auf dem großen Gelände. Dafür braucht es neben engagierten Menschen in erster Linie fortschrittlichste Technik. Neben Einsatzleitwagen und Mannschaftstransportwagen verfügt der Flughafen Halle Leipzig über gut ein halbes Dutzend Panther. Und wirklich schnell und geschmeidig wie Raubkatzen sind diese Gefährte im Einsatz. Sie können Kurven mit starker Geschwindigkeit nehmen, da sie trotz deutlicher Seitenneigungen im Ernstfalleinsatz einen besonders tiefen Schwerpunkt haben. Die verglaste Fahrerkabine besteht aus Sicherheitsglas mit hoher Temperaturresistenz und auch der Fahrzeugboden verfügt über sogenannte Selbstschutzdüsen, mit denen die Fahrzeuge selbst über brennende Böden fahren können. Die Wasserwerfsysteme werden per Joystick gesteuert und Wärmebildkameras gehören ohnehin zum Standardrepertoire. Viel sicherer können Sie sich in einer solchen Umgebung nicht mehr fühlen, außer vielleicht wenn Sie am späten Abend mit Ihrem eigenen Reisebus die Heimreise antreten – nur Fliegen ist schöner!
Hinweise
Die Anschrift des Flughafens Halle Leipzig lautet Terminalring 11 / 04435 Flughafen Leipzig/Halle
Eine Planung und Anmeldung für die Führung (inklusive gültiger Personalausweise) ist zwingend unter der Rufnummer 0341-224-1414 oder 0341-224-1177 notwendig. Auch über die E-Mail-Adressen information@leipzig-halle-airport.de und besucherdienst@leipzig-halle-airport.de bekommen Sie Kontakt. Wenn Sie planen, mit dem eigenen Reisebus über das Gelände zu fahren, bekommen Sie alle Informationen ebenfalls mündlich mitgeteilt und per E-Mail zugestellt.
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