Die Jagd nach Kupfer ist eine aufregende Geschichte. Wir besichtigen ein Industriedenkmal im Mansfelder Land. Und ohne göttlichen Beistand wäre natürlich alles nichts geworden auf dem Kupferberg bei Hettstedt. Aber lesen Sie selbst.
Tuff, tuff, tuff! Die schwarze Lok stampft und kämpft sich die Steigung hoch. Danach fährt sie eine halbe Kreisbahn beschreibend in Richtung Grube bei Hettstedt. Die Arbeiter der Mansfelder Kupfer und Messing GmbH blicken noch einmal über die Kleinstadt an der Wipper. Seit Jahrhunderten werden hier Kupfer und Silber gewonnen. Dank der Industrialisierung geht es hier aufwärts und voran. Für den einzelnen Arbeiter bedeutete dies schweres Malochen unter Tage. Der Tagesbeginn hoch auf dem Viadukt in Hettstedt ist für viele Stunden das letzte Mal, dass die Arbeiter Tageslicht gesehen haben. Ehemalige Zechen gibt es überall im Mansfelder Land, ein Industriedenkmal der besonderen Art gibt es in der Kupferstadt Hettstedt zu besichtigen. Zum Viadukt von Hettstedt fahren wir heute mit dem Reisebus; später wird dann noch ausreichend Zeit bleiben, um dem ebenfalls in Hettstedt gelegenen Mansfeld-Museum in einem Barockschloss einen Besuch abzustatten.
Ein besonderer Bau – das Viadukt von Hettstedt
Wir parken den Reisebus direkt an der Grillstation am Viadukt. Der Begriff stammt aus dem lateinischen (via ist der Weg und das Verb ducere bedeutet führen). Es handelt sich also um eine Wegführung, in diesem Fall für Dampflokomotiven mit angehängten Waggons für Arbeiter und Kupferschiefer. Ursprünglich gab es im Römischen Reich Aquädukte, die Wasser über lange Strecken hinweg führten; so etwa aus den Bergen zu den Städten. Von diesem Begriff leiten sich letztlich Viadukte her. Gemeinsam ist ihnen das Verbindende, das Zusammenführende, das Ermöglichende. Wir stehen vor einer Ingenieursleistung der Neuzeit, die ja trotz der harten Arbeit für viele zum Wohlstand führen sollte und geführt hat. Die Schmalzgrundbrücke (so der eigentliche Name des Viaduktes von Hettstedt) war die Antwort auf die Anfang des 20. Jahrhunderts gegründeten Messingwerke in Hettstedt. Die hauseigene Werksbahn war an die Grenzen ihrer Auslastung gekommen und so wurde nun größer gedacht im Mansfelder Land. Für weiterverarbeitende Betriebe im Wippertal nördlich und südlich von Hettstedt war ein Anschluss an die üblichen Spurgrößen von Eisenbahnschienen notwendig geworden. Das Viadukt Hettstedt ist zwar heute außer Betrieb, aber verfügt auch heute noch immer über ein Gleisbett, das dem Rechnung trägt. Eine Spurbreite entspricht der damals schmalen Werksbahn; ein zweites Gleisbett entspricht der normalen Spurbreite.
Das Viadukt von Hettstedt zur DDR-Zeit
Neben dem Viadukt von Hettstedt gab es vier weitere Brücken in der näheren Umgebung. Ein ganzes Infrastrukturnetz für Eisenbahnen und den Transport des wertvollen Gutes und der Arbeiter war geschaffen worden. Aber die Schmalzgrundbrücke (so der Name des Viaduktes von Hettstedt) ist die geschichtlich bedeutendste von ihnen und auch die größte. Daher war auch der Erhalt des heutigen Industriedenkmals immer wichtig. Schon in den fünfziger, sechziger und siebziger Jahren waren größere Reparaturen nötig; damals allerdings für die Aufrechterhaltung des Betriebs. Man war dem Volkseigenen Betrieb (VEB) unterstellt und die Sollziele in der Förderung und Verarbeitung mussten erreicht werden. Mehr zu den Verwendungszwecken des Kupfers von früher und heute erfahren Sie im schon erwähnten Museum, welches im Humboldt-Schloss von Hettstedt untergebracht ist. Bitte nicht zu verwechseln mit dem Humboldt-Forum im Berliner Schloss. Auch wenn das selbstredend auch eine Reise wert ist!
Imbiss unter dem Viadukt von Hettstedt – und ein Spaziergang zu St. Gangolf
Nachdem Sie das Viadukt Hettstedt ausführlich betrachtet und sich vielleicht mit einem Schnitzel, einer Bratwurst oder einer Kohlsuppe am Grillimbiss eingedeckt haben, halten wir noch einen Tipp für Sie bereit. Wie Sie es vom Buskompass gewohnt sind, verbinden wir gerne Anfänge und Endpunkt, wir schauen zurück in die Geschichte und versuchen mit besonderen Ausflugsorten ein Gefühl dafür zu wecken, wie aus Vergangenheit Zukunft wird. Denn wer könnte leugnen, dass Kupferkabel und Kupferprodukte auch heute noch unentbehrlich sind für die technische Entwicklung und die Aufrechterhaltung der gewohnten Standards – das reicht von Bauteilen für Computer bis zu Stromleitungen. Kupfer hat eine extrem gute Leitfähigkeit für Strom und Wärme. Doch begonnen hat die Geschichte schon im späten 12. Jahrhundert. Auf einer später Kupferberg genannten Erhebung (heute als Stadtteil von Hettstedt eingemeindet) wurde der Kupferschiefer entdeckt. Das sorgte für Andrang, und wo immer sich im Mittelalter Menschen drängten, brauchte es natürlich eine Kirche. So wurde eine kleine Marienkapelle aus Holz auf dem Kupferberg errichtet; bald darauf wurde diese durch eine mit Schiefer gedeckte Kirche mit romanischen Rundbogenfenstern ersetzt. Im frühen 15. Jahrhundert wurde sie zur gotischen Kapelle umgebaut. Heute heißt sie St. Gangolf, ist nach einem Heiligen aus dem 8. Jahrhundert benannt und mit Ziegeln gedeckt. Einen Spaziergang dorthin können Sie entlang der Wipper machen, die teilweise umbaut ist, aber auch immer wieder schöne Perspektiven eröffnet. Das verschafft einen sympathischen Eindruck von Hettstedt im Mansfelder Land. St. Gangolf liegt etwa 2 Kilometer nördlich vom Viadukt von Hettstedt. Am Gebäude ist eine Gedenktafel angebracht. Selbstverständlich aus Kupfer und mit folgender Inschrift: Hier auf dem Kupferberg bei Hettstedt wurde um das Jahr 1199 das Kupferschiefererz entdeckt. Damals begann die Jagd nach dem Rohstoff Kupfer im Mansfelder Land.
Hinweise
St. Gangolf liegt an der Gangolfstraße 6 in 06333 Hettstedt. Von Zeit zu Zeit gibt es auch musikalische Veranstaltungen in St. Gangolf. Darüber informiert Sie der Förderverein St. Gangolf unter der E-Mail-Adresse: info@gangolfverein.de / Telefon: 03476-552583.
Das Viadukt von Hettstedt und der Grillimbiss liegen an der Mansfelder Str. 29a in 06333 Hettstedt und sind nicht übersehbar, wenn Sie mit dem Reisebus das Ziel ansteuern. Der Grillimbiss hat in der Regel bis 14.00 Uhr geöffnet (Kontakt: 01731567887). Also kommen Sie rechtzeitig – dann bleibt Ihnen auch noch Zeit für St. Gangolf und eine Besichtigung des Mansfeld-Museums im Humboldt-Schloss.