Essensduft aus der Schlossküche. Einschläge von Kanonenkugeln aus dem Dreißigjährigen Krieg. Magische Motetten erklingen in einer 500 Jahre alten Kapelle. So oder so ähnlich ist es auf Schloss Rochlitz. Lassen Sie sich von der Schönheit der Zwickauer Mulde verführen.
Nach der Einmündung der Chemnitz in die Zwickauer Mulde fließt diese weiter nach Norden. Schon bald nach dem Benediktinerkloster Wechselburg erreicht sie Rochlitz. Hier thront auf einem Felssporn seit über 1000 Jahren ein Schloss. Natürlich hat auch das Schloss Rochlitz als Burg angefangen. Als mittelalterliches Machtsymbol der Salier. Unter Konrad II. (der sich berufen fühlte, die Herrschaft Christi auf Erden zu festigen) und unter Heinrich III. (der sich dann sogar selbst als Christus sah) suchten die Salier auch Sachsen auf. Hoch zu Pferd und mit ganzer Gefolgschaft kamen die Salier so nach Rochlitz. Sie versuchten alles unter ihre Herrschaft zu bringen, bis irgendwann die deutschen Fürstentümer rebellierten. Aber das ist eine andere Geschichte. Jedenfalls war der Anfang gemacht und der Standort an der Zwickauer Mulde wurde über die Jahrhunderte stetig ausgebaut. Erst im romanischen Stil, ab dem späten 14. Jahrhundert im gotischen. Aus beiden Epochen finden sich bedeutende architektonische Spuren, was Ihnen nicht entgehen wird, wenn Sie Schloss Rochlitz besuchen. Das geht auf eigene Faust mit Audioguide oder mit einer Führung. Ideal also, wenn Sie als Gruppe mit dem Reisebus kommen. Zu betonen ist, dass es sogar besondere Führungen gibt, wenn Sie nicht mehr so mobil sein sollten und beispielsweise auf Aufzüge angewiesen sind oder lediglich einzelne Stufen überwinden können. Sogenannte barrierefreien Schlossführungen können mit bis zu 30 Personen durchgeführt werden (11€ pro Person, ermäßigt 8,50 €). Für alle anderen gibt es noch etwas mehr zu erkunden. Das Schloss mit seinen beiden prächtigen, an einen Dom erinnernden Türmen, die Wehrgänge zwischen den Türmen, die Schlossküche, die Kapelle und die Fürstengemächer. Wir stellen Ihnen hier die aufregendsten Bereiche vor. Den Rest erfahren Sie dann im Schlossmuseum oder bei der Führung durch das Schloss Rochlitz.
Die Türme von Schloss Rochlitz
Was für ein Getöse im Schlosshof. Gerüste werden geschoben, Zimmermänner stemmen wuchtige Balken empor und die Steine aus Rochlitzer Porphyr liegen bereit. Die Handwerker arbeiten ohne Unterlass. Zu wenig Schlaf und zu viel Arbeit haben schon zu Quetschungen und Brüchen geführt. Wir befinden uns in einem Frühjahr im letzten Viertel des 14. Jahrhunderts. Wilhelm der Einäugige veranlasste den großen Schlossumbau im gotischen Stil. Jahr für Jahr wuchsen die Türme empor. Sie werden Lichte Juppe und Finstere Juppe genannt. Der muldennahe Turm ist die Lichte Juppe. Von ihm aus blicken Sie herrlich über die Zwickauer Mulde, wenn Sie den Aufstieg mit stolzen 142 Stufen geschafft haben. In der Finsteren Juppe befinden sich jahrhundertealte Verliese und die ehemalige Folterkammer. Auch die Bibliothek des Schlosses ist hier untergebracht. Manch düsteres Geheimnis lauert wohl noch zwischen den Buchseiten.
Die Wehrgänge von Schloss Rochlitz
Anfang des 17. Jahrhunderts. Der Dreißigjährige Krieg tobt von 1618-1648. Auch Schloss Rochlitz bleibt nicht verschont. Kanonenkugeln donnern und zerschmettern Teile der Unterburg. Anfang des 18. Jahrhunderts wurde sie gänzlich abgebrochen; sie hat sich nicht von den Kriegsschäden erholt. Der Verteidigung dienten nicht nur die Steilhänge und die Burggräben. Es galt auch, die Übersicht zu behalten und sich hin und her bewegen zu können. Die Türme waren und sind untereinander mit einem Wehrgang verbunden. Ein weiterer Wehrgang führt von der Finsteren Juppe zum Fürstenhaus. Auch heute noch können Sie die Einschlaglöcher der Kanonenkugeln von den Wehrgängen aus entdecken. Am besten natürlich, wenn Sie bei einer Führung genau aufpassen. Außerdem lassen sich dann noch ganz viele Fragen zu den historischen Fakten loswerden. Und Sie bekommen ausführlich Antwort darauf, welche sächsischen Kurfürsten und deutschen Kaiser das Schloss in Besitz nahmen. Stolze acht Mal war Schloss Rochlitz im Laufe der Jahrhunderte Residenzsitz.
Die Schlossküche auf Schloss Rochlitz
Es brodelt in den Töpfen, das Knacken der Holzscheite ist unüberhörbar und Qualm und Essensdämpfe wabern durch den Raum. Dank des riesigen zentralen Abzugs ist all das aber irgendwie erträglich. Das Gesinde, die Mägde und die Knechte laufen durcheinander. Die einen rufen sich Anordnungen zu, die anderen raunen über das hohe Arbeitstempo. Die Wettiner haben mal wieder geladen und es soll alles aufgetischt werden, was bei der Jagd in den Muldeauen erlegt werden konnte. Dazu werden Zentner von Kartoffeln gestampft und Säcke von Mehl aus der Schlossmühle zu deftig schmeckenden Fladen verarbeitet. Kräuter werden gehäckselt und selbst ein quiekendes Schwein hat sich in die Schlossküche verirrt. So mag es zugegangen sein, als auf Schloss Rochlitz gekocht wurde für die Adligen und deren Besucher. Noch heute können mittelalterliche Kochkurse am Originalschauplatz gebucht werden – nehmen Sie dafür Kontakt mit dem Schloss auf, falls Sie das als Reisegruppe interessiert. Aber auch sonst ist ein Besuch der historischen Schlossküche ein Erlebnis. Auch im Rahmen der Führung kommen Sie hier vorbei.
Die Kapelle von Schloss Rochlitz
Motetten mit geistlichen Inhalten in lateinischer und volkstümlicher Sprache mögen hier zum Besten gegeben worden sein. Die Kapelle mit bezaubernder Akustik ist noch heute erhalten. Sie hat die Zeiten seit dem 15. Jahrhundert überdauert. Erhalten ist Ihr Rippengewölbe, das den sakralen Raum eindrucksvoll nach oben hin begrenzt. Die bunten Fenster gibt es nicht mehr, aber einige restaurierte Fragmente der trockenen Wandbemalung aus dem 15. Jahrhundert konnten gerettet werden. Im Unterschied zu den auf feuchtem Putz aufgetragenen Fresken ist die trockene Wandmalerei (Seccomalerei) nicht so beständig. Sie ist einfach weniger gut mit dem Untergrund verbunden. Dennoch war Schloss Rochlitz mit dieser Technik voll auf der Höhe der Zeit. Auch Leonardo da Vinci (1452-1519) malte mitunter mit dieser Methode. Oftmals unter Verwendung von Kalk, Kasein oder Silikaten. Auf Schloss Rochlitz ließ Amalia von Sachsen (1436-1501) den Passionsweg Christi sowie Heiligen- und Marienbilder an die Wände ihrer Kapelle malen. Ein Hauch von Ewigkeit, gezaubert von einer vergänglichen Methode.
Hinweise
Schloss Rochlitz liegt am Sörnziger Weg 1 in 09306 Rochlitz
Kontakt zum Schloss Rochlitz wegen der Führungen (und wegen mittelalterlicher Kochkurse) können Sie unter der Rufnummer 03737-492310 aufnehmen. E-Mail-Adresse: rochlitz@schloesserland-sachsen.de
Der Eintritt auf Schloss Rochlitz beträgt 5 €, ermäßigt und für Gruppen ab 15 Personen 4 € – einen Audioguide für eine individuelle Führung kostet 2 €
Einen Parkplatz finden Sie an der Petrigasse in der Nähe der St. Petri Kirche; ein barrierefreier Parkplatz (ohne steilen Anstieg zum Schloss) gibt es an der Schlossstraße, die von der Bundesstraße B 175 abzweigt
Führungen sind ganzjährig möglich
Lesenswert
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