Tyrannosaurus, Stegosaurus und Triceratops sind schon Kindern vertraut. Wie viele Dinosaurier kennen Sie beim Namen? Erinnern Sie sich noch an den Film Jurassic Park? Ein Saurierpark in der Oberlausitz begeistert große und kleine Fans der vor 66 Millionen Jahren ausgestorbenen Tiere.
Der Reisebus gleitet durch die leicht hügelige Landschaft der Oberlausitz. Bei der Fahrt durch lichte Baumreihen lehnen Sie den Kopf an das Panoramafenster und schauen in die Landschaft. Plötzlich eine Bewegung im Unterholz. Es muss etwas Großes gewesen sein, da sich der ganze Ast einer Buche zur Seite gebogen hat. Dann blitzt im Vorbeifahren etwas auf. Ihr Kopf braucht ein wenig Zeit, bis Sie die Information verarbeitet haben. Es war kein Reh oder Wildschwein. Es hatte eher etwas von einem Reptil an sich. Im deutschen Forst gibt es keine Krokodile, denken Sie noch bei sich, dann ein dumpfer Schlag. Aus dem Wald ist eine echsenähnliche Gestalt auf die Straße gesprungen; sie ist mannshoch und seitlich gegen den Reisebus geprallt. Sie fängt sich wieder, gerät ins Stolpern und läuft dann hinter dem jetzt beschleunigenden Reisebus auf der Landstraße hinter dem Fahrzeug her. Ungläubig reißen Sie ihren Kopf nach hinten und sehen, wie weitere Echsen, die gar keine Echsen sind, sondern Velociraptoren aus dem Wald auf die Straße brechen und die Verfolgung aufnehmen… In dem Moment schrecken Sie im Reisebus auf und erwachen aus dem kurzen Schlaf, in den Sie nach einem aufregenden Tagesausflug verfallen sind. So könnte es Ihnen ergehen, wenn Sie im Saurierpark Kleinwelka waren und auf dem Heimweg sind. Velociraptoren denken Sie noch einmal und erinnern sich jetzt, dass es sich dabei um vor Jahrmillionen ausgestorbene Raubsaurier handelt, die intelligent waren und in Gruppen gejagt haben. So war es jedenfalls in dem berühmten Roman von Michael Crichton (1942-2008) aus dem Jahr 1990, der wenige Jahre später von Steven Spielberg (Jahrgang 1946) furios verfilmt wurde. Die Computeranimationen der Dinosaurier haben eine ganze Generation geprägt und auch die Leidenschaft für Dinosaurier auf der ganzen Welt wieder neu angefacht. Das alles wird Ihnen durch den Kopf gehen, wenn Sie einen Tag im Saurierpark Kleinwelka verbringen.
Auf geht es zum Saurierpark Kleinwelka
Das Erdmittelalter (das sogenannte Mesozoikum) ging von etwa 250 Millionen Jahren bis vor 66 Millionen Jahren. In der letzten Epoche dieses Erdmittelalters (in der Kreidezeit) waren Säugetiere bereits weit verbreitet. Aber seit mindestens 230 Millionen Jahren (so belegen es die gesicherten Fossilienfunde) gab es Dinosaurier auf unserem Planeten Erde. Zu Land, zu Wasser und auch in der Luft beherrschten sie unsere durch den Weltraum fliegende Arche. Viele Vertreter der damals auf der Erde heimischen Wesen können Sie im Saurierpark Kleinwelka erleben. Schon im 2017 eingeweihten neuen Eingangsportal empfängt Sie ein Spinosaurus, eine auf zwei Beinen stehende Dornechse, die sich mit ihren geschickten Greifarmen vermutlich in erster Linie von Fischen ernährte. Das Eingangsportal ist eigentlich eine aus zahllosen folierten Dreiecken bestehende Halle, die auch die Kassen, einen sehr beliebten Souvenirshop und barrierefreie Toiletten beherbergt. Die Halle nennt sich Mitoseum und bezieht sich damit auf die Zellteilung (Mitose). So erklärt sich auch die futuristische Architektur, die an eben diesen Prozess erinnern soll.
Der Saurierpark Kleinwelka – Dinos mitten unter uns
Bei einem Rundgang der aus Saurierpark und Sauriergarten bestehenden Anlage, entlang von Teichen und schattenspendenden Bäumen gibt es viel zu entdecken. Sie werden allen Dinosaurierklassen begegnen. Insgesamt über 200 Dinos werden Sie in Ihren Bann ziehen. Egal ob sie Stegosaurus, Brachiosaurus, Diplodocus, Triceratops, Tyrannosaurus oder Velociraptor heißen – sie alle sind dabei. So können Sie Ihr Dinowissen aus Kindertagen wieder auffrischen. Über pflanzenfressende Riesen mit meterlangen Hälsen. Über Riesenechsen mit Panzern und Nackenschildern. Oder auch über den gefiederten Urvogel, den sogenannten Archaeopteryx. Denn tatsächlich sind nicht alle Dinosaurier ausgestorben; sie leben heute mitten unter uns. Alle heute lebenden Vögel sind direkte Nachfahren einer Abstammungslinie von Dinosauriern. Als einige von wenigen Tierklassen haben sie das Massenaussterben der Säugetiere und Dinosaurier vor 66 Millionen Jahren überlebt. Der Archaeopteryx lebte vor 152-145 Millionen Jahren. Entdeckt wurde er im Jahr 1861. Die ersten gefundenen Fossilien des krähengroßen flugfähigen Kleinsauriers sind heute im Londoner Natural History Museum. Nachgebildet ist er aber auch im Saurierpark Kleinwelka zu finden.
Das Aussterben der Dinosaurier
Bei einem Rundgang durch den Saurierpark Kleinwelka werden Sie auch mit dem Aussterben der Dinosaurier konfrontiert. Spätestens dann, wenn Sie an einem auf dem Gelände gestalteten Vulkan vorbeikommen. Eine Theorie besagt nämlich, dass dramatische Vulkanausbrüche das Klima auf der Erde so verändert haben, dass ein Überleben für die großen echsenartigen Dinos nicht möglich war. Das Massenaussterben am Ende des Erdmittelalters kann auch, so die bis heute beständigste Hypothese, an einem großen Meteoriteneinschlag vor 66 Millionen Jahren gelegen haben – auf der heutigen mexikanischen Halbinsel Yucatan findet sich noch immer der Krater, allerdings tief verborgen und vor Erosionen geschützt unter Sedimenten. Auch in Folge des Meteoriteneinschlags könnte es zu unzähligen Vulkanausbrüchen gekommen sein, die den Himmel auf der ganzen Welt verdunkelt und so eine für die damaligen Bewohner lebensfeindliche Umgebung geschaffen haben. Die Entstehung der nachfolgenden Säugetiere unterschied sich deutlich von den eher kleinen Säugetieren, die etwa 100 Millionen Jahre lang den Planeten mit den Dinosauriern teilten. Zwar war schon vieles entwickelt, was Säugetiere bis heute kennzeichnet (guter Geruchssinn und ebensolche Ohren, das namensgebende Säugen von Jungtieren, Haare und anatomischer Körperbau), aber die Evolution ging weiter und die nachfolgenden Säugetiere wurden immer größer. Wie das genau ausgeschaut hat, können Sie eindrucksvoll im ebenfalls in Sachsen liegenden Urzeitpark in Sebnitz erfahren.
Der Saurierpark Kleinwelka und seine Anfänge
Der Bildhauer Franz Gruß (1931-2006) hat im Jahr 1978 in seinem Vorgarten in Großwelka einen ersten Skulpturengarten mit Dinosauriern eröffnet. Der Andrang der Nachbarn war groß, die Erweiterung im unmittelbar angrenzenden Kleinwelka kam schnell. Schnell stieg auch die Popularität des introvertierten Autodidakten und seiner Plastiken beträchtlich. Inzwischen besuchen etwa 200.000 Besucher pro Jahr den Saurierpark Kleinwelka. Dass es genau genommen Plastiken sind und eben keine Skulpturen, erfährt man ebenfalls auf dem Gelände des Saurierparks Kleinwelka. Anhand eines exemplarisch unvollendetem Objekts. Eine Plastik basiert auf dem Aufbauen, Aufschichten und Gestalten von Formen und Strukturen. Bei Skulpturen dagegen wird aus fertigen Materialien wie etwa einem Stein- oder Holzblock Schicht für Schicht abgetragen, bis sich das Kunstwerk herausbildet. Für die Dinosaurier verwendete Gruß ein Metallgestell für die Grundform, dann wurden Metallgitter eingewoben und schließlich zwei Schichten Beton aufgetragen. Anmalen und wetterbeständiges Lackieren waren die letzten Arbeitsschritte. Paläontologisch betreut wurden die Arbeiten durch das Naturkundemuseum in Berlin. Heute wird teilweise auch mit speziellen Kunststoffen erschaffen. Lange Zeit schon wird die Arbeit des 2006 verstorbenen Künstlers von anderen Händen und Interessen weitergeführt. Schon vor dem Tod des hochbegabten Weltenerschaffers hatte dieser sich mit dem Saurierpark überworfen; aber das ist eine andere Geschichte.
Der Saurierpark Kleinwelka und alles was sie wissen müssen
Der Saurierpark Kleinwelka hat jeweils von Ende März bis Anfang November geöffnet. 16 € kostet der Eintritt pro Person. Wenn Sie allerdings als Busreisegruppe mit mehr als 15 Personen anreisen, bezahlen Sie nur 12,80 € pro Besucher. Da kann man dann den Busfahrer oder die Busfahrerin auch noch gleich mit einladen. Ein Imbissrestaurant, die sogenannte Raumstation finden Sie auf dem weitläufigen Gelände. Da im Saurierpark Kleinwelka immer auch viele Kinder und Jugendliche anzutreffen sind, gibt es hier natürlich auch beliebte kleine Speisen wie Spaghetti mit Tomatensoße oder Pommes. Damit dürften Sie einen Dinosaurier aus dem Erdmittelalter zwar kaum satt bekommen, aber als Reisegruppe kann das eine sinnvolle Stärkung sein. Denn schließlich macht es große Freude, mehrere Stunden auf dem Gelände zu verbringen und sich den vielen verschiedenen Dinosauriern zu widmen. Danach geht es mit dem Reisebus zurück. Aber passen Sie auf, dass Sie nicht einnicken, sonst werden Sie im Traum vielleicht doch noch von bedrohlichen fleischfressenden Raubsauriern verfolgt!
Hinweise
Die Adresse Saurierpark 1 in 02625 Bautzen (Stadtteil Kleinwelka) ist nicht zu verfehlen. Sie erreichen den Saurierpark Kleinwelka unter der Rufnummer 035935-3036 oder Sie schreiben eine E-Mail an info@saurierpark.de
Einen Busparkplatz finden Sie direkt am Gelände. Über die Ausfahrt Bautzen West (A4) gelangen Sie zum Saurierpark. Nach Bautzen kommen Sie, wenn Sie aus dem Westen kommend die A4 in Richtung Görlitz fahren.
Lesenswert
Am besten Sie schnappen sich ein altes Was-ist-Was-Buch über Dinosaurier und lernen möglichst viele Dinosauriernamen auswendig. Damit machen Sie Eindruck. Oder Sie wenden sich direkt an Ihre Kinder und Enkel; die schließen gerne Ihre noch vorhandenen Wissenslücken beim Thema Dinoforschung.