Waren Sie schon mal in Auerbachs Kellern? Ja, Sie haben richtig gelesen, nicht von Auerbachs Keller aus Goethes Faust ist hier die Rede, sondern von Auerbach im Vogtland. Eine Kellerführung mit Besteigung des höchsten Aussichtsturms des Vogtlandes wartet auf Sie. Und wir lüften das Geheimnis, warum Auerbach Die Stadt der drei Türme heißt. Und warum das so eigentlich gar nicht stimmt.
Die Zahl drei fasziniert seit jeher. Ob es die drei Wünsche sind, die man im Märchen frei hat, die Dreisamkeit bei einer Skatrunde oder die Dreifaltigkeit aus Gottvater, Sohn und Heiligem Geist. Auch in der Stadt Auerbach im Vogtland hat es mit der Zahl Drei eine besondere Bewandtnis. Die Stadt bietet drei Türme auf, die man bereits aus einiger Entfernung sehen kann. Die Stadt der drei Türme ist das Ausflugsziel unserer heutigen Fahrt mit dem Reisebus. Wir werden sie alle drei besuchen. Den Kirchturm der protestantischen St. Laurentiuskirche, den Kirchturm der katholischen Kirche Zum heiligen Kreuz und als Höhepunkt den besteigbaren alten Schlossturm, dessen Grundfesten bis ins 12. Jahrhundert zurückreichen.
Der erste der drei Türme von Auerbach – die katholische Kirche Zum heiligen Kreuz
Die Kirche in heutiger Form wurde noch vor dem Ersten Weltkrieg erbaut, bis dahin stand an gleichem Standort lediglich eine Kapelle. Die ansprechende gelbgraue Optik des symmetrisch gegliederten Turmes lässt ihn ein wenig höher erscheinen als er ist. Eine große Freitreppe führt zum Kirchturmsockel hinauf; auf den Turm selbst dürfen wir allerdings leider nicht. Dabei hat die Kirche mit barocken Elementen eine hübsche, glockenförmige Kirchturmspitze. In der Architektur spricht man dabei von einer welschen Haube, die sich deutlich von einem Spitzdach unterscheidet. Anstelle von planen Flächen finden wir also vor, was landläufig Zwiebelturm genannt wird. Ein typischer Baustil des Barock und von katholischen Kirchen. Die Innenausstattung ist noch original mit ihrem Altarraum, Gestühl, Beichtstühlen und der Orgel. Sind wir wieder hinaus am Licht, schlägt die Kirchturmuhr Mittag und unser Blick geht noch einmal hinauf zum klassisch weißen Ziffernblatt über den großen Kirchturmglockenfenstern.
Der zweite der drei Türme von Auerbach – die protestantische Kirche St. Laurentius
Die Geschichte von St. Laurentius ist eine von Werden und Vergehen. Heute protestantisch wurde sie im Jahr 1362 erbaut und ist sage und schreibe unterschiedlichen Gerüchten und Stadtchroniken zur Folge achtmal niedergebrannt. Nicht ganz unpassend der Kirchenname, da der heiliggesprochene Laurentius im 3. Jahrhundert n. Chr. in Rom wirkte. Die antike Metropole brannte bekanntlich ebenfalls nieder. Auch wurde Laurentius als Märtyrer hingerichtet – auf einem glühenden Rost bei lebendigem Leib verbrannt. Der letzte Brand, den St. Laurentius nicht überstanden hat, war der große Stadtbrand von 1834, nach dem vieles in Auerbach wieder aufgebaut werden musste. Viele standen vor dem Nichts. Aber Handwerksbetriebe, Bürger und die Stadtoberen gaben nicht auf und so nahm das Leben wieder an Fahrt auf. Auch in heutigen Tagen floriert die Gemeinde. Nach der Wiedervereinigung haben sich nach und nach viele Gewerbe angesiedelt. St. Laurentius ist durch ihren offenen, von sieben Rundbögen umspannten Turm weithin gut erkennbar. Zusammen mit der hellen Fassade gibt das dem Sakralbau etwas sehr Leichtes und Beschwingtes. Im Innern beeindruckt die doppelgeschossige Galerie. DIe Frontseite der Orgel, also die Schauseite, die auch Prospekt genannt wird, stammt aus dem Jahr 1840. Eine Freitreppe führt auf den Altmarkt. Von hier aus ist es nah zum Stadtpark mit seiner Nicolaikirche. Das flache, begrünte Areal eignet sich gut für eine kleine Atempause beim Sightseeing.
Der dritte der drei Türme von Auerbach – der Schlossturm
Aber der Höhepunkt unseres Ausflugs mit dem Reisebus nach Auerbach ist der Aussichtsturm, der auf einem ehemaligen Bergfried aus dem 12. Jahrhundert steht. Roter Turm wird er wegen der Farbe seiner teilweise ins Rötliche gehenden Steine auch genannt. Ein schönes, rot geziegeltes Spitzdach hat er außerdem. Für andere ist der König unter den drei Türmen von Auerbach schlicht der Schlossturm. Jedenfalls ist er das Wahrzeichen der Gemeinde im Vogtland. Er besteht wie sein Untergrund aus Quarzit, einem sehr wetterbeständigen Gestein, das mehrfach Verwendung findet in der Region. Ganz schwarz kann er wirken oder eben leicht rötlich sein, wie hier in Auerbach. 43 Meter ragt er in die Höhe und mit einem Durchmesser von 10 Metern und einer Mauerdicke von bis zu 3,50 Meter kann man sich gut vorstellen, dass da nicht allzu viel Platz für den Aufstieg bleibt. Aber er ist tatsächlich im Rahmen einer Führung möglich. Für die sogenannte Kellerführung, die über die Tourismusinformation Auerbach vermittelt wird (Telefon: 03744-81450), geht es in gut einer Stunde nicht nur in die Kreuz- und Tonnengewölbe hinab. Sondern es geht auch hinauf auf den höchsten Aussichtsturm des Vogtlandes. Leider ist das nicht barrierefrei möglich. Wiederaufgebaute mittelalterliche Baustrukturen waren da einfach noch nicht so weit. Auch dem Schlossturm hat übrigens das verheerendste Auerbacher Jahrhundertfeuer von 1757 stark zugesetzt. Er wurde zu großen Teilen abgebrochen, lag fast 100 Jahre brach und wurde erst 1850 wiedereröffnet – mit stolzen 179 Stufen, die es auch heute zu erklimmen gilt. Die Gastronomie des Schlossturmes im eleganten Anbau versteht sich durchaus als etwas gehoben. Zwischen Garnelen und Carpaccio lässt sich als Vorspeise ebenso wählen wie zwischen Rumpsteak und Rinderroulade als Hauptgang. Etwas gehoben sind auch die Preise. Für Gruppenreservierungen können Sie sich gerne direkt an die Gastronomie wenden (Durchwahl: 03744-3098000 oder per E-Mail an info@zumschlossturm.de). Geöffnet ist montags, donnerstags und freitags von 17.00 Uhr bis 22.00 Uhr und am Wochenende und an Feiertagen schon ab 11.00 Uhr. Ein schöner Ausklang für einen Tag in Auerbach im Vogtland ist das allemal.
Hinweise
Die Führung, die einen Aufstieg zum Schlossturm beinhaltet, kostet 10€ pro Person und kann unter der Telefonnummer 03744-81450 reserviert werden.
Das Schloss selbst befindet sich an der Schlossstraße 8a in 08209 Auerbach im Vogtland.
Von der A72 kommend nehmen Sie mit dem Reisebus übrigens auf halber Strecke zwischen dem bayerischen Hof und dem sächsischen Zwickau die Abfahrt Treuen.
Lesenswert
Nicht nur Auerbach und seine drei Türme sind in Mittelalter und Neuzeit wiederholt abgebrannt. Zwischen existenzieller Bedrohung und Lebensermöglicher lag die Bedeutung des Feuers damals. Spannendes über die Hintergründe erfahren sie im Taschenbuch Feuernutzung und Brand in Burg, Stadt und Kloster: im Mittelalter und in der Frühen Neuzeit. Geschrieben hat es Olaf Wagener, es kostet 19,90€.