Wo hat sich Friedrich Schiller zwischen seinen Jahren in Leipzig und Weimar aufgehalten? Und was hat es mit dem weltweit einmaligen fünfblättrigen Kleeblatt auf sich?
Besuchen Sie mit uns ein Kleinod in Dresden. Wir reisen in das 18. Jahrhundert und entdecken die Überschneidungen des Lebens des großen Dramatikers mit dem der Familie Körner.
Der Dramatiker Friedrich Schiller (1759-1805) verbrachte zwei, drei Jahre seines Lebens in Dresden bei seinem Freund und Förderer Christian Gottfried Körner (1756-1831). Zwischen seinem Aufenthalt in Leipzig (auch schon auf den Ruf von Körner hin) und der Verlagerung seines Lebensschwerpunktes nach Weimar war er von 1785-1787 zu Besuch in der Stadt an der Elbe. Zuvor waren ihm nahezu alle finanziellen Mittel ausgegangen, und so war es glückliche Fügung, dass er auf einen Mäzen traf, der ihm auch ein Freund und Austauschpartner werden sollte. Genau genommen war es nicht nur Körner, der sich materiell dem Mitte Zwanzigjährigen annahm, der damals schon Die Räuber und Kabale und Liebe veröffentlicht hatte. Eine illustre Runde empfing Schiller in Körners Stadthaus und auf seinem Landhaus im damals noch nicht eingemeindeten Loschwitz bei Dresden. Da sind Anna Maria Körner (geb. Stock, Ehefrau Körners, sowie Malerin und Schriftstellerin, 1762-1843), und Johanna Dorothea Stock (Schwester von Körners Ehefrau, ebenfalls Malerin, 1759-1832) zu nennen. Außerdem Johannas Verlobter Ludwig Ferdinand Huber (Journalist, Schriftsteller und Übersetzer, 1764-1804). Sie gemeinsam sorgten für die seelischen, freudvollen und künstlerischen Bedürfnisse des jungen Schiller. Sie selbst fassten ihre kleine Gemeinschaft liebevoll als fünfblättriges Kleeblatt auf.
Friedrich Schiller und Christian Gottfried Körner
Wir werden noch mehr erfahren über die enge Verbindung der Körners zu Friedrich Schiller, aber erst einmal steuern wir unseren Reisebus zur Schillerstraße nach Dresden Loschwitz. Allerdings ist es nicht ratsam und auch sicher bei den Anwohnern des teuren Villenviertels nicht sehr beliebt, hier die Fahrwege in den durchaus engen Gassen und Straßen zu blockieren. Loschwitz zieht sich hier am Elbhang bis hinauf zum ebenfalls sehr noblen Stadtteil Weißer Hirsch. Ganz sicher ist Schiller hier auf der Suche nach Inspiration mit Blick auf die Elbe durch die Weinberge gelaufen. Den Reisebus parken wir also, so der Vorschlag, auf der Pillnitzer Landstraße (sie beginnt am 500 Meter vom Schillerhäuschen entfernt liegendem Körnerplatz). Oder am besten gleich auf der anderen Elbuferseite jenseits der Loschwitzer Brücke direkt auf einem Platz unterhalb der Brücke. Dann geht es zügigen Schrittes zum Museum. Das ist es nämlich, seit es kurz vor dem 200. Todestag Friedrich Schillers im Jahr 2005 eröffnet wurde. Ehrenamtliche mit Leidenschaft für die Familie Körner und den großen deutschen Dramatiker ermöglichen, dass das Museum in den Sommermonaten (Mitte April bis Ende Oktober) an Wochenenden und Feiertagen von 10.00 Uhr bis 17.00 Uhr zugänglich ist. Auch Führungen für Reisegruppen bis zu 15 Personen können auf Anfrage vereinbart werden. Das Gebäude ist winzig, da es sich im Grunde um eine ehemalige Weinbergslaube handelt. Drinnen finden wir Ausstellungsstücke wie Handschriften zur Entstehung von Schillers Werken sowie einige Bilder und historische Einordnungen. Auch die Familie Körner wird hier gewürdigt. Insbesondere eben Christian Gottfried Körner, der sich als Mäzen und erster Herausgeber der Gesammelten Werke Schillers einen Namen machte.
Die Begabungen der Familie Körner
Gewürdigt wird aber auch der Sohn Körners, der Lyriker und Freiheitskämpfer in den Befreiungskämpfen gegen Napoleon, Theodor Körner (1791-1813). Er fiel bereits als 22-jähriger Soldat in den Wäldern. Die schreckliche Kunde von dem Tod des Sohnes (den Schiller lediglich als kleiner Junge bei späteren Besuchen in Dresden kennenlernte) erreichte die Mutter und den Vater zwei Jahre, bevor das Schicksal erneut grausam zuschlug. Auch die drei Jahre ältere Schwester Emma Körner (1788-1815) starb früh im Alter von 26 Jahren; den Tod ihres geliebten Bruders hatte sie nie verkraftet. Auch ihre eigenen Fähigkeiten als Malerin halfen ihr nicht darüber hinweg. Sie war Schülerin beim berühmten Schweizer Porträtmaler Anton Graff (1736-1813). Graf war 1766 als Hofmaler des sächsischen Königreichs nach Dresden gerufen worden und wird so einiges an Wissen und Erfahrung weitergegeben haben.
Ein Denkmal für Friedrich Schiller und Theodor Körner
Gegenüber vom Schillerhaus, das wegen seiner Stufen leider nicht barrierefrei zugänglich ist, gibt es ein Denkmal. Bis 1912 stand hier ein Gipsabdruck der 1841 vom Bildhauer Rietschel (1804-1861) gefertigten Schillerstatue, die an repräsentativem Platz vor der Semperoper errichtet wurde. Das bekannteste Schillerdenkmal in Dresden steht seit 1913 aus Marmor am Albertplatz im Zentrum der inneren Neustadt. Aber auch hier oben, noch etwas am Fuße des Elbhanges, kommt der Dramatiker zu Ehren. Bei dem Blick aus dem Fenster des Schillerhäuschens schauen wir unmittelbar darauf. Es war ursprünglich sogar mal ein Brunnen, da dahinter eine Quelle aus dem Hang entsprang. Es zeigt im Wesentlichen zwei Reliefs. Zum einen Schiller bei seinem letzten Besuch bei der Familie Körner in Dresden, neben ihm steht Christian Gottfried Körner und an seinem Bein hängt der zehnjährige Sohn Theodor Körner. Die ältere Schwester ist hier nicht verewigt. Ganz in den Hintergrund gestellt ist die begabte Malerin immerhin auf dem zweiten Relief. Es zeigt den stolzen jungen Soldaten Theodor Körner beim Abschied von seiner Familie im Krieg.
Wahrheit und Fantasie – im Glanz von Friedrich Schiller
Ganz am Schluss müssen wir leider noch etwas Wasser in den Wein vom nicht mehr vorhandenen Weinberg der Familie Körner gießen. Es ist historisch nicht gesichert (das Körner Museum beim Japanischen Palais in Dresden wurde bei den Bombenangriffen im Zweiten Weltkrieg zerstört), ob Schiller überhaupt im Schillerhäuschen gearbeitet hat. Er war zwar im Sommer häufig auf dem Anwesen seines Freundes Christian Gottfried Körners, aber strenggenommen steht nicht einmal fest, ob das Schillerhäuschen da schon existierte. Möglicherweise wurde es erst ein paar Jahre nach den Kriegen gegen Napoleon im Jahr 1820 errichtet. Aber das soll uns von einem Besuch nicht abhalten; seit über einhundert Jahren ist dies schließlich nun schon ein Gedenkort für Friedrich Schiller. Außerdem haben wir nebenher sehr vieles über die Familie Körner erfahren.
Hinweise
- Das Schillerhäuschen liegt in der Schillerstraße 19. Anfragen zu Führungen können Sie unter der Telefonnummer 0351-4888501 stellen. Oder Sie wenden sich mit einer E-Mail an info@schiller-koerner-dresden.de.
- Achtung: kein barrierefreier Zugang zum Schillerhäuschen möglich
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Bevor Sie sich mit der Schiller-Gesamtausgabe überfordern, wie wäre es, wenn Sie einmal den Don Carlos zur Hand nehmen. Das Drama um den spanischen Königssohn, den man vor Jahrhunderten Infanten nannte, ist mutmaßlich im Schillerhäuschen verfasst worden. Oder Sie sind romantisch veranlagt? Mit den bürgerlichen engen Konventionen von Heirat und Beziehung brach Schiller in seinem Werk Kabale und Liebe – deswegen wurde er überhaupt erst von den Körners nach Sachsen eingeladen. Ein Text aus den Zeiten des Sturm und Drang.