Meilenstein der Erfindungskunst.
Ganz im grünen Süden von Berlin, zwischen Teltow und Steglitz, gibt es im Osten des Stadtteils Lichterfelde einen ungewöhnlichen Park zu Ehren eines außergewöhnlichen Mannes zu entdecken.
In einem der größten Menschheitsträume überhaupt, der bis dahin trotz eifriger Bemühungen unerfüllt blieb, war Otto Lilienthal der erste, der ihn wahr machte. Es gab zwar bereits im fernen China des 3. Jahrhunderts erste, sehr kleine flugfähige Ballonmodelle, die lediglich das Pergament und die darin befindliche auftriebgebende brennende Kerze emporsteigen lassen konnten. Mit Leonardo da Vinci später in Europa Anfang des 16. Jahrhunderts auch größere Entwürfe nach dem gleichen Auftriebsprinzip durch erwärmte Luft und schließlich sogar die erste bemannte Ballonfahrt in Frankreich 1783. Doch erst Otto Lilienthal gelang es Ende des 19.Jahrhunderts in Berlin, das Geheimnis des Fliegens mittels Flügel im Konzept der Tragflächen zu lüften. Und das geradezu im Wortsinn. Ursprünglich ein Mann aus dem hohen Norden Deutschlands, ließ er sich, bereits fast 40 an Lebensjahren, am Rande von Berlin nieder.
Der ewige Traum vom Fliegen bekommt Flügel
Seine frühe und andauernde Begeisterung fürs Fliegen machten hier endlich solche Schritte, die ihm als ersten Menschen der Geschichte buchstäblich Flügel verliehen, die trugen und dem zunächst kleine, dann immer größere Gleitflüge mit seinen Fluggeräten gelangen. Zusammen mit seinem Bruder Gustav selbstentworfene und selbstgebaute Apparaturen, nach gewonnenen Erkenntnissen ausgiebiger Studien am Flug von Vögeln konstruiert und um die insgesamt 2000 Mal auf dem heute noch zu sehenden „Fliegeberg“ immer wieder probiert, versucht und verbessert. Beharrlich und ausdauernd, stets auf der Spur die Gesetze der Physik, die des Fliegens zu enträtseln, um sie zu nutzen. Oben auf dem Hügel, den er eigens für seine Flugexperimente dort aufschütten ließ.
Denkmal in Lebendigkeit
Diese Anhöhe ist es auch, die man beim Herannahen an den Park mit seinem Namen zuerst erblickt. Wie ein gelandetes UFO oder ein futuristischer kleiner Tempel thront das Ehrenmal im Andenken seiner Pionierleistungen und Verdienste für die weltweite Luftfahrt.
Im Frühling sind die blühenden Kirschbäume des Parks eine herrliche Augenweide und auch im Winter wird’s hier nicht still, wenn Kinder und Junggebliebene mit ihren Schlitten im Schnee ohne irgendeinen Gedanken an Physik, aber voller Vergnügen den einstigen Fliegeberg von Otto Lilienthal hinuntersausen.
Von wo aus auch immer er uns heute zuschaut, im Angesicht von Jumbo-Jets, Überschall-Flugzeugen und Raumfahrt, im Fortschritt seiner ersten Schritte – er hätte sicher nichts dagegen.
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Andere Orte, die sich Lilienthal, seiner Geschichte und Erfindung widmen, gibt es im nicht weit entfernten Bäke-Park, ebenfalls in Lichterfelde, ein Denkmal, das mit seinen weit ausgebreiteten Flügeln an die griechische Sagenfigur Ikarus erinnert. Darunter das Konterfei des Flugpioniers in Stein gehauen, wurde es 1914 im Juni, einen Monat vor Ausbruch des ersten Weltkriegs hier eingeweiht.
Als eine weitere Versuchs- und Übungsstätte seines Wirkens gibt es westlich von Berlin, im brandenburgischen Havelland auf dem Flugplatz Stölln bei Rhinow das Lilienthal Zentrum. Der enthusiastische Flieger-Ingenieur fand dort 1894 auf dem Gollenberg eine ideale Anhöhe, die zu allen Seiten gleichmäßig abfallend war und ihm zwei Jahre bis zu seinem letzten Flug im August 1896, bei dem er tödlich verunglückte, gute Dienste leistete. Rund um den Gollenberg gibt es heute in Wald und Flur Spazierwege und geführte Wandertouren.
Hinweis
Adressen
Lilienthal Park
Schütte-Lanz-Straße 41
12209 Berlin
Otto-Lilienthal-Denkmal
Bäkestraße 15B
12207 Berlin
Lilienthal-Centrum Stölln
Otto-Lilienthal-Str. 50
14728 Gollenberg OT Stölln