Pasta in Italia? Weitgefehlt. Wir besuchen die Nudelfabrik im sächsischen Riesa. Werksführung, Nudel-Restaurant und Museum erwarten Sie. Wie kommt die Makkaroni zu ihren Löchern und wie lang können Spaghetti werden? Das alles erfahren Sie im Nudelcenter Riesa. Und einen Abstecher an die Elbe gibt es obendrauf.
Gibt es etwas, was Kinderherzen höher schlagen lässt als ein Teller Spaghetti mit Tomatensoße? Freuen Sie sich schon auf die nächste Nudellasagne aus dem heimischen Ofen? Oder vielleicht gehen Sie ab und zu in ein Pastarestaurant und genießen Makkaroni mit Lachs? Wenn Ihnen bei diesem Einstieg schon das Wasser im Mund zusammenläuft, dann haben wir heute genau den richtigen Tagesausflug für Sie. Es geht mit dem Reisebus in die Sport- und Stahlstadt Riesa. Aber heute interessiert uns vor allem das Nudelcenter Riesa mit seiner Gläsernen Manufaktur, seinem Nudelmuseum und Nudelrestaurant. Im Stadtteil Gröba liegt das Pastaparadies. Seit über einhundert Jahren werden hier in der Riesaer Nudelfabrik die Teigwaren hergestellt, die neben Kartoffeln und Reis das beliebteste Grundnahrungsmittel in Deutschland sind.
Nudelcenter Riesa – Wie alles begann
Seit Mitte des 19. Jahrhunderts hat Riesa dank Industrialisierung und seiner zunehmend günstigen Lage als Verkehrsknotenpunkt einen rasanten Aufschwung erfahren. Eisenbahnverbindungen gab es bereits zahlreiche und mit der Elbe stand eine Wasserstraße zur Verfügung, von der viele Elbanrainer von Dresden bis Hamburg sehr profitiert haben. So kam es auch nicht überraschend, dass sich immer mehr Unternehmen ansiedelten. Von den Eisenhammerwerken Riesa, die den Ruf der Stadt als Stahlstadt Riesa begründen sollten, wird an anderer Stelle die Rede sein. Wir erzählen hier heute die Geschichte der Nudelstadt, die später zur erfolgreichsten Teigwarenproduktionsstätte der DDR wurde. Auch im wiedervereinigten Deutschland hat sie noch immer große Marktanteile. Das im 11. Jahrhundert gegründete Dorf Gröba (Standort des heutigen Nudelcenters Riesa) ist der älteste Stadtteil von Riesa und wurde in den Zwanziger Jahren eingemeindet. Wir schreiben hier also eine wahre Erfolgsgeschichte aus der Provinz, welche durch alle Zeiten der Geschichte fortgeschrieben wurde. Unglaubliche 25.000 Tonnen Nudeln werden hier pro Jahr produziert.
Der Riese auf den Riesaer Nudeln – das Geheimnis des Nudelcenter Riesa
Eine schöne Geschichte ist, wie die Riesaer Nudel zu ihrem Logo kommt. Sie alle kennen die Raute, auf der ein Mann einen großen Schritt macht und dabei eine Art Fahne zu tragen scheint. In Wirklichkeit handelt es sich um eine Bandnudel, die an einem langen Holz einen laufenden Riesen umweht. Und die Anekdote zur Stadtgründung Riesa aus dem 18. Jahrhundert besagt eben, dass einst ein Riese durch die Landschaft eilte. Dieser legte eine kleine Rast ein, als er an die Elbe kam. Bevor er einen gewaltigen Schritt über den Fluss hinweg tat (auch für einen Riesen durchaus eine Herausforderung), schüttete er Steinchen aus seinem Stiefel. Diese Steinchen sind die kleinen Hügel auf und an denen Riesa gebaut wurde. Ob Riesa wirklich nach dem Riesen benannt wurde oder ob der erstmals im 15. Jahrhundert belegte Ortsname auf den schon im Jahr 1119 erwähnten Ausdruck Riezowe (sorbisch für Ort am Fluss) zurückgeht, dürfen Sie ganz frei entscheiden. Die Nudelmacher haben sich da eindeutig festgelegt.
Museum und Gläserne Manufaktur im Nudelcenter Riesa
Ganz in der Nähe der Elbe (die am Nudelcenter Riesa vorbeifließende Döllnitz mündet zwei, drei Kilometer östlich in diese) parken wir heute unseren Reisebus. Viele Besuchergruppen interessieren sich für die Herstellung, Verpackung und Geschichte der bekannten Nudel und somit ist das Nudelcenter Riesa ganzjährig auf Besuchergruppen eingestellt. Eine Möglichkeit ist es, das Museum im Nudelcenter Riesa zu besichtigen. Daher geht das auch schon für 2€ pro Person ab einer Gruppengröße von 10 Nudelfreunden. Ansonsten beträgt der Eintritt einen Euro mehr. Geöffnet ist montags bis samstags von 9.00 Uhr bis 18.00 Uhr und erzählt wird die Geschichte der Nudel im Allgemeinen und der Teigwarenfabrik Riesa im Besonderen. Am spannendsten sind dabei die historischen Objekte aus der Nudelproduktion und die gelungene Verbindung von Geschichte und Gegenwart. Trotzdem sollten Sie auf keinen Fall auf eine Führung durch die sogenannte Gläserne Manufaktur verpassen – ein sächsischer Modebegriff, der auch bei der Autoproduktion im 50 Kilometer entfernten Dresden Verwendung findet. Was dort vom Band rollt, wird hier eher gequetscht, geknetet und gedrückt. Andersherum wäre das sicher fatal – hier macht es einfach nur Appetit. Wir erleben, wie ein moderner Fertigungsbetrieb auf Volllast funktioniert; wir bekommen einen Einblick in Hygiene und werden Zeuge, wie Teig gemischt, getrocknet und geschnitten wird. Etwa eine Stunde dauert die kurzweilige Führung. Gruppen können individuelle Führungszeiten vereinbaren. Am Wochenende und an Feiertagen ruht allerdings die Produktion.
Das Nudelcenter Riesa und seine Umgebung
Sind Sie nach der Führung richtig durchgenudelt und haben Hunger bekommen, dann gibt es die Möglichkeit, im dazugehörigen Restaurant zu essen. Und dass Sie dort Tagliatelle, Spiralnudeln, Makkaroni und Spaghetti angeboten bekommen, versteht sich dann von selbst. Wir wünschen einen guten Appetit. Im Anschluss empfehlen wir Ihnen noch zwei kurze Stopps im Riesaer Stadtteil Gröba. Zum einen lohnt ein Halt auf der anderen Seite der Döllnitz. Am dortigen Friedrich-Ebert-Platz finden Sie das Heisenberg-Gymnasium, das sich mit seiner hohen zentralen, dreieckförmigen und sich bis über den Dachstuhl hinaus reckenden Front den Anblick von vor über einhundert Jahren bewahrt hat. Dazu tragen auch die mit Sprossen gegliederten Fenster des im Jahr 1908 errichteten Gebäudes bei. Wenn Sie einen Blick auf das Gebäude geworfen haben (vielleicht reicht Ihnen auch eine langsame Vorbeifahrt im Reisebus), wartet noch das Schloss Gröba auf Sie. Es liegt 3 km östlich des Nudelcenter Riesa. Hier mündet die Döllnitz in die Elbe und es ist eine der Stellen, an denen die Natur in Riesa zu ihrem Recht kommt. Es gibt einen Jahrhunderte alten Baumbestand; und auch wenn die Ufer nach den Hochwassern von 2002 und 2013 immer weiter durch Schutzwände gesichert werden mussten, so ist es doch ein schöner Blick, den man von der Schlossbrücke Gröba hat. Diese führt über die Döllnitz, ist eine Fußgänger- und Fahrradbrücke und weitet die Perspektive auf die Elbe. Ein gelungener Abschluss, insbesondere wenn Sie einen warmen und sonnigen Tag erwischen sollten bei Ihrem Ausflug nach Riesa.
Hinweise
Die Adresse des Nudelcenter Riesa lautet: Merzdorfer Str. 21 in 01591 Riesa
Für Reservierungen und Fragen können Sie montags bis freitags von 9.00 Uhr bis 17.00 Uhr unter der Rufnummer 03525-720355 durchklingeln.
Die Führung durch das Nudelcenter Riesa ist leider nicht barrierefrei möglich. Insbesondere für die Gläserne Manufaktur müssen auch Treppen gelaufen werden.
Ein Busparkplatz befindet sich direkt am Nudelcenter Riesa. Am Heisenberg-Gymnasium auf der anderen Seite der Döllnitz (erreichbar über die Hafenbrücke Döllnitz) fahren Sie am besten langsam vorbei oder parken am Ufer der Döllnitz. Am Schloss Gröba empfehlen wir Ihnen, auf dem Parkplatz am Schloss oder entlang der Kirchstraße zu stehen.
Die Adresse des Heisenberg-Gymnasiums ist Friedrich-Ebert-Platz 6a in 01591 Riesa. Das Schloss befindet sich an der Kirchstraße 64, Die PLZ ist identisch.
Lesenswert und Sehenswert
Der Loriot-Sketch Die Nudel ist ein Klassiker. Den finden Sie im Internet. Ansonsten empfehlen wir Ihnen einen Blick ins Kochbuch. Vielleicht versuchen Sie sich einmal an einem besonders ausgefallenen Nudelgericht – es muss ja nicht immer Spaghetti mit Tomatensoße sein.